Im Sommer 2020 hat lab.Bode im Rahmen des groß angelegten Projekts „Haltung zeigen !“ erprobt, wie das Bode-Museum in Schulen präsent werden kann. Dafür wurde die Idee eines reisenden Zeltes entwickelt, in dem Reproduktionen von ausgewählten Kunstwerken und Ergebnisse aus Workshops zu sehen waren. Für jeweils eine knappe Woche stand das Zelt auf den Schulhöfen von drei Partnerschulen, die sich in großer Entfernung zum Bode-Museum befinden. Es entstand ein neuer Ausstellungs- und Aktionsort auf den Schulhöfen, an dem Schüler*innen die Ausstellung besuchen konnten und ein umfangreiches Workshopprogramm während der Schulzeit zum Mitmachen einlud.
Vermittlung im Museum zu stärken heißt auch, sie in allen öffentlichen Räumen des Museums sichtbarer zu machen. Das bedeutet für lab.Bode, die Ergebnisse und Prozesse der Projektwochen mit Schüler*innen zu präsentieren.
Eine größere Sichtbarkeit hat einerseits zur Folge, dass Museumsnutzer*innen die Vermittlungsarbeit als gleichwertige Aufgabe neben dem Ausstellen und dem Bewahren von Kunst wahrnehmen können, andererseits wird den Stimmen der Teilnehmenden von Vermittlungsprojekten dadurch ein höherer Stellenwert beigemessen. Es stärkt ihre Identifikation mit dem Museum und die Lust wiederzukommen. Die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen können neue Zugänge zu den ausgestellten Werken öffnen, ihnen aktuelle Interpretationen hinzufügen und das Museum zu einem Spiegel einer vielstimmigen Gesellschaft machen.
Dass Schüler*innen im Museum auf unterschiedliche Weise sichtbar eingreifen können, stellt in vielen Museen immer noch eine deutliche Verschiebung von Grenzen und Hierarchien dar. Wer entscheidet, was auf welche Weise im Museum sichtbar werden darf? Haben Jugendliche überhaupt ein Interesse daran, sich selbst und ihre Lernprozesse im Museum auszustellen? Welche Faktoren tragen zu einer gelungenen Präsentation eines Projekts bei? Diese und weitere Fragen beleuchtet der Text über das Schulprojekt „Schneller! Höher! Weiter!“.
Außerdem werden aktivierende Materialien vorgestellt, die aus lab.Bode-Schulprojekten hervorgegangen sind. Sie schlagen alternative Sammlungsrundgänge oder Objektbeschriftungen vor und entwerfen Ideen, was sich im Museum außer der Kunst noch so alles abspielen könnte. Mit diesen Materialien werden die Stimmen und Ideen der beteiligten Kinder und Jugendlichen nachhaltig im Museum erfahrbar.
Warum soll Vermittlung im Museum aktiv Raum einnehmen?
Warum soll Vermittlung im Museum aktiv Raum einnehmen? Was passiert, wenn Teilnehmer*innen von Projekten der Kunstvermittlung im Museum sichtbar werden? Wer entscheidet, was und wer im Museum Raum einnehmen darf?
Ausgehend von diesen Fragen, teilen Akteur*innen aus lab.Bode-Partnermuseen und ehemalige lab.Bode-Volontär*innen hier ihre Argumente zu dem Thema.
Wie wird der Museumsraum zum Aktionsraum?
Wie können Schüler*innen im Museum aktiv Raum einnehmen? Wer entscheidet, was öffentlich im Museum gezeigt wird? Wessen Interesse ist es eigentlich, Vermittlungsprozesse sichtbar zu machen? Maralena Schmidt reflektiert am Beispiel des Schulprojekts „Schneller! Höher! Weiter!“, wie im Rahmen von lab.Bode Schüler*innen mit eigenen künstlerischen Reaktionen im Museumsraum sichtbar werden konnten.
Aktivierende Materialien laden Nutzer*innen dazu ein, das Museum eigenständig oder in kleinen Gruppen zu erkunden und aktiv Raum einzunehmen. Im Rahmen von Schulprojekten haben Kinder und Jugendliche neue Perspektiven auf Objekte und die Architektur des Bode-Museums erarbeitet. Sie sind in die Gestaltung von alternativen Saalzetteln, einer Action-Map und einem Kritzelblock als Ausstellungsbegleiter eingeflossen. Karten mit Impulsfragen laden außerdem alle Museumsbesucher*innen ein, Meinungen, Gedanken und Ideen zu einzelnen Kunstwerken und dem Museum im lab.Bode-Denkraum zu hinterlassen.
Im Fokus von lab.Bode standen langfristige Kooperationen mit Partnerschulen und die Stärkung der Vermittlungsarbeit im Museum. Die Initiative fragte sich aber auch: Wie lässt sich der Aktionsradius erweitern? Welche Möglichkeiten gibt es, die Räume des Museums zu verlassen und in der Stadt sichtbar zu werden? Drei Outreach-Projekte von lab.Bode sind im lab.Bode pool dokumentiert und können Inspiration für Formate sein, die sich der „aufsuchenden Kulturarbeit“ zuordnen lassen.
Die Diskussion um den digitalen Raum als Ort für Vermittlung der Museen hat mit der Covid-19-Pandemie an Fahrt aufgenommen. Mit der Game-App „Snapture! Bringe die Skulpturen in Bewegung“ erweitert lab.Bode seinen Wirkungsbereich ins Digitale und lädt dazu ein, mit den Werken der Skulpturensammlung ortsungebunden kreativ und spielerisch umzugehen. Die Veranstaltung zum Launch des Games stellte folgende Fragen ins Zentrum: Wieso spielen wir? Welche Formate bringt das Digitale ins Museum? Wie lassen sich Dimensionen der Partizipation, Performanz und Diskriminierungskritik ins Game übertragen? Zusätzlich veröffentlicht lab.Bode Methodenkarten für Lehrer*innen, die Impulse zur Anwendung des Spiel im fächerübergreifenden Unterricht geben.
Die Ausstellung lab.Bode ausstellung – Wir setzen das Museum in Bewegung! war Teil des großen lab.Bode finale. Sie gab Einblicke in die Arbeit von lab.Bode und ließ die Besucher*innen an der Vielfalt und Lebendigkeit der Vermittlungsprozesse und künstlerischen Auseinandersetzungen in den lab.Bode Schulprojekten teilhaben.
Outreach – den Wirkungsraum erweitern
Im Fokus von lab.Bode standen langfristige Kooperationen mit Partnerschulen und die Stärkung der Vermittlungsarbeit im Museum. Die Initiative fragte sich aber auch: Wie lässt sich der Aktionsradius erweitern? Welche Möglichkeiten gibt es, die Räume des Museums zu verlassen und in der Stadt sichtbar zu werden? Drei Outreach-Projekte von lab.Bode sind im lab.Bode pool dokumentiert und können Inspiration für Formate sein, die sich der „aufsuchenden Kulturarbeit“ zuordnen lassen.
Was passiert, wenn das Museum nicht betreten wird, sondern sich in den Körpern der Besucher*innen materialisiert? Das wandelnde Museum ist ein virtueller Museumsbesuch für Kinder und Jugendliche. Die Teilnehmer*innen lauschen den Stimmen „der Sammlung“ und „der Zerstreuung“ aus Kopfhörern. Diese laden dazu ein, das Museum im Kopf und in choreographierten Bewegungen entstehen zu lassen: Einige Teilnehmerinnen erstarren zu Ausstellungsstücken, andere werden zu Künstler*innen, Kurator*innen oder Betrachter*innen.
„Das wandelnde Museum“ ist auch ein Museum der Fragen: Warum werden überhaupt Dinge gesammelt? Wie wäre es, wenn ich selber ein Ausstellungsstück wäre? Welche gesellschaftlichen Vorstellungen verkörpern sich im Museum?
„Das wandelnde Museum“ wandelt sich ständig und so wechseln die Teilnehmer*innen auch immer wieder die Rollen und die Perspektiven.
Das 40 minütige, partizipative, bewegungschorische Hörstück mit einem Drei-Kanal-Sendesystem (Silent Disco) wurde vom Künstlerkollektiv LIGNA für das lab.Bode finale 2021 produziert.