Kulturstiftung des Bundes Staatliche Museen zu Berlin – Preußisher Kulturbesitz

lab.Bode hat den Auftrag, nach der Relevanz des Museums für Kinder und Jugendliche zu fragen. Was braucht es, damit das Museum ein bedeutungsvoller Ort für sie ist? Wenn diese Frage und die Antworten darauf ernst gemeint sind, ist das Museum in seiner aktuellen Form aufgefordert, sich zu verändern.

Veränderungen hin zu Mehrstimmigkeit, Diversität, Interdisziplinarität, Diskriminierungskritik und Partizipation sind nur sinnvoll und können nachhaltig wirken, wenn sie nicht nur in der Vermittlungspraxis verortet sind, sondern sowohl zentraler Bestandteil der Museumspraxis als auch des Selbstverständnisses des jeweiligen Museums sind. Doch wie kann das erreicht werden? Den strukturellen Veränderungsprozess haben wir in lab.Bode als die größte Herausforderung unseres Programms erlebt. Aspekte zu institutionellen Transformationsprozessen stehen daher hier im Zentrum.

Warum berührt die Stärkung der Vermittlungsarbeit die gesamte Institution?
Katharina Bühler und Christine Gerbich
Das Museum als Beziehungsgeflecht
What if love was a core value of museums?“ (Mike Murawski auf einer Tagung in 2020). Dieser Frage zugrunde liegt eine Vorstellung von Museen als relationale Gebilde, in denen fortwährend neue Beziehungen geknüpft sowie Überzeugungen und Leidenschaften neu verhandelt werden – zwischen Menschen, Ideen und Objekten. In diesem Text wird der inreach-Prozess von lab.Bode, also das Wirken der Initiative innerhalb der Institution, reflektiert. Die Komplexität des Beziehungsgeflechts, in das das Drittmittelprojekt eingewoben ist, wird so deutlich. Der Text versteht sich auch als Plädoyer, dieser Dimension in der Programmstruktur in kommenden Projekten größere Bedeutung beizumessen.
Zum Themenfeld „Museum verändern“ sind hier verschiedene Videos vergangener SET-Veranstaltungen in chronologischer Reihenfolge zu sehen: Miriam Camara (akoma coaching & consulting), Nora Sternfeld (Kunsthochschule Kassel), Léontine Meijer-van Mensch (Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen), Xerxes Mazda (National Museums Scotland) und Natalie Bayer (Friedrichshain-Kreuzberg Museum) sprechen darüber, ob und wie Veränderungen des Museums und seiner Praxis erfolgen können.
Wie können strukturelle Veränderungsprozesse angestoßen werden?
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn man strukturelle Veränderungsprozesse in gewachsenen Institutionen anstoßen möchte? Welche Eigenheiten des Museums sind relevant für die Frage nach einer diversitätsorientierten Weiterentwicklung der Institution? Wie kann man auf Widerstände reagieren? Wo finden sich Verbündete und wie kann der eigene Handlungsspielraum erweitert werden? Über diese Fragen spricht Katharina Bühler (lab.Bode) mit Jennifer Smailes (Kunsthalle Bremen, Partnermuseum von lab.Bode) und Miriam Camara (akoma).
Hier kommen Kolleg*innen zu Wort, die bereits eine strukturelle Stärkung der Vermittlungsarbeit an ihren jeweiligen Institutionen erreicht haben. Es geht um die Einrichtung und Dotierung von Stellen, um Budgets, Anerkennung von Kompetenzen und Arbeitsstrukturen.
„Sind viele Ohren zu klassisch geprägt oder einfach nur beschränkt?“ Mit dieser Frage endet das Begleitheft der Schüler*innen einer 12. Klasse zu ihrer Ausstellung Loading…, die sie im Rahmen eines lab.Bode-Projekts entwickelten. Die Schüler*innen inszenierten bewusst gegensätzlich zu einer von ihnen als elitär beschriebenen Ausstellungspraxis und positionierten sich damit kritisch gegenüber dem Bode-Museum. Das Projekt und seine Wirkung auf das Museum beleuchtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin von lab.Bode Greta Hoheisel an dieser Stelle und vergleicht es mit der späteren Ausstellung Lebewesen, die mal keine Menschen sind, die ebenfalls im Rahmen von lab.Bode von Kindern kuratiert wurde.

Das Projekt „Loading…“ – Eine institutionenkritische Ausstellung des Barnim-Gymnasiums

„Sind viele Ohren zu klassisch geprägt oder einfach nur beschränkt?“ Mit dieser Frage endet das Begleitheft der Schüler*innen einer 12. Klasse zu ihrer Ausstellung Loading…, die sie im Rahmen eines lab.Bode-Projekts entwickelten. Die Schüler*innen inszenierten bewusst gegensätzlich zu einer von ihnen als elitär beschriebenen Ausstellungspraxis und positionierten sich damit kritisch gegenüber dem Bode-Museum. Das Projekt und seine Wirkung auf das Museum beleuchtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin von lab.Bode Greta Hoheisel an dieser Stelle und vergleicht es mit der späteren Ausstellung Lebewesen, die mal keine Menschen sind, die ebenfalls im Rahmen von lab.Bode von Kindern kuratiert wurde.

Greta Hoheisel

Schüler*innen-Ausstellungen als Gegenentwurf – Projektreflexion von Greta Hoheisel

Vermittlungsarbeit in Museen ist häufig nur momenthaft sichtbar: Schüler*innengruppen, die sich im Rahmen von Workshop- und Gesprächsformaten im Museumsraum aufhalten, mit Klemmbrett ausgestattete einzelne Jugendliche, die Notizen zu Werken festhalten. Künstlerisch-praktisch arbeitet diese Besucher*innengruppe meist in den abgeschlossenen Räumen der Bildungsabteilung, nicht selten in Kellern und „Hinterzimmern“. Die Prozesse und Ergebnisse dieser Arbeit des Museums bleiben häufig unsichtbar. Durch die Nutzung und Bespielung von insgesamt drei Räumen im Ausstellungsrundgang durch lab.Bode, erfuhr die Vermittlungsarbeit im Rahmen des Vermittlungslabors am Bode-Museum einen neuen, gesteigerten Grad an Sichtbarkeit. Prozesse und Ergebnisse aus der Arbeit mit Schüler*innen waren für alle – auch die regulären Besucher*innen – ein sichtbarer Teil des Museumsraums. Genutzt wurden die Räume auch, um den beteiligten Schüler*innen eine Möglichkeit der Präsentation zu geben und ihre Perspektiven auf das Museum und seine Objekte sichtbar zu machen. Zwei Klassen entwickelten in diesem Rahmen unterschiedliche Ausstellungen – Loading… (2018) und Lebewesen, die mal keine Menschen sind (2021) –, die hier beispielhaft vorgestellt und vor dem Hintergrund ihrer Wirkungen auf das Museum reflektiert werden sollen. Beide Ausstellungen stellten einen bewussten Gegenentwurf zu der gängigen Ausstellungspraxis des Museums dar und wirkten unterschiedlich stark in das Museum und seine verschiedenen Abteilungen hinein.

Im Projekt Loading…, das Anfang 2018 als erstes Projekt von lab.Bode die Räume der Initiative für die Dauer von zwei Wochen als Ausstellungsraum nutzte, wurden die Schüler*innen des Kunstleistungskurses des Barnim-Gymnasiums zu Kurator*innen ihrer eigenen Ausstellung. Die thematische Fokussierung, die Konzeption und Gestaltung der Ausstellung und einer dazugehörigen Publikation waren den Schüler*innen in Zusammenarbeit mit der freien Kuratorin Anja Lückenkemper sowie punktuell Tischler*innen und einem Grafiker überlassen. Der Wunsch der Schüler*innen und Kunstlehrerin, eigene skulpturale Arbeiten aus dem Kunstunterricht in der Schule in Dialog mit historischen Kunstwerken des Museums zu zeigen, wurde als Rahmen bereits vor Beginn des Projekts zwischen lab.Bode und der Schule vereinbart.

Ein Ausgangspunkt zur Entwicklung der Ausstellung, der von Anja Lückenkemper vorgeschlagen wurde, war die Betrachtung der Sonderausstellung und Dauerausstellung des Bode-Museums und damit die Frage: Was ist momentan im Museum sichtbar? Bei ihrem ersten Besuch des Museums bekamen die Schüler*innen einen Fragenkatalog zur Reflexion der Ausstellung mit auf den Weg: Wer spricht? Wer schweigt? Was funktioniert? Was fehlt? Welcher Logik folgt der Ausstellungsraum? Wie bewegen sich die Besucher*innen? Welche Elemente (physisch und nicht-physisch) strukturieren den Raum? Wie vermittelt sich Information? In der anschließenden Diskussion wurde der Versuch unternommen, das Bode-Museum als Ausstellungsort auf Grundlage dieser Beobachtungen zu beschreiben und seine Wirkung zu reflektieren. Die Antworten variierten von „interessant, aber langweilig“ bis hin zu „elitär“ und „zu europäisch“.

© lab.Bode / Juliane Eirich, 2018
© lab.Bode / Juliane Eirich, 2018

Der Begriff „elitär“ fällt auch im Einleitungstext der von den Schüler*innen konzipierten und gestalteten Publikation zur Ausstellung. Der Schlusssatz „Sind viele Ohren zu klassisch geprägt oder einfach nur beschränkt?“ kann auch als Kritik an der sichtbaren Ausstellung des Bode-Museums gelesen werden.

Um einen Gegenpool zu der als „zu elitär“ empfunden Ausstellung herzustellen, entschlossen sich die Schüler*innen, die Besucher*innen aktiver einzubeziehen. So entwarfen sie einen Raum, der mit einer bequemen Sitzecke ausgestattet, mit einem Haufen kinetischem Sand, der bearbeitet und geformt werden durfte, und mit Musik die Besucher*innen zum Gestalten und Verweilen einlud. Insbesondere bei der Eröffnung, aber auch über die Laufzeit hinweg, wurde diese Setzung zur Beteiligung der Besucher*innen positiv aufgenommen.

Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt, der sich im Einleitungstext der Publikation spiegelt, war das Vorhaben der Schüler*innen, nicht das abgeschlossene Werk in den Fokus zu setzen, sondern den Prozess seiner Entstehung präsent zu machen. So installierten sie beispielsweise Vorskizzen ihrer eigenen Arbeiten in den Ausstellungsräumen, legten die Werkzeuge der Produktion ihrer skulpturalen Werke offen, deckten die Tische mit Folien ab und erschienen zur Eröffnung in Schutzanzügen. Sie setzten visuell und symbolisch einen Kontrapunkt zur aktuellen Präsentation im Bode-Museum, die abgeschlossen, perfekt und damit – so meine These – auch ausschließend wirken kann.

Über die Laufzeit von zwei Wochen hinweg wurde also eine Ausstellung im Rundgang des Bode-Museums sichtbar, die mit dem Museum und seinen Sammlungen arbeitete, zugleich jedoch das Museum, seine Präsentationsformen und die fehlende Aktivierung der Besucher*innen durch den Gegenentwurf kritisierte sowie um ein eigenes Angebot erweiterte. Obwohl die Ausstellung Teil von lab.Bode, also institutionell verankert war, wirkte sie nicht weit in die Strukturen des Museums hinein. Restaurator*innen wurden punktuell involviert, wenn es beispielweise um die Anfertigung von Reproduktionen ging, und der Direktor sowie einige Mitarbeiter*innen des Hauses erschienen zur Eröffnung und lobten das Projekt. Es blieb jedoch ein Projekt, das zwar sichtbar war, in der Kommunikation nach außen von Museumsseite jedoch unter dem Radar lief. Menschen, die sowieso das Bode-Museum besuchten, stolperten eher über die Ausstellung, als dass sie für das Projekt bewusst ihren Besuch geplant hätten. Es gab keine Präsenz auf der Webseite des Museums, keine Pressemitteilung oder Werbung. lab.Bode stand noch am Anfang der Arbeit und machte sich mit der Sichtbarkeit und der Frage, wie weit die Vermittlung in die Strukturen des Museums hineinwirken kann, erst vertraut. Laoding… war trotzdem ein erster Versuch und wichtiger Schritt auf dem Weg, Schüler*innenperspektiven sichtbar zu machen und die Vermittlungsarbeit sowie Teilhabe auch in anderen Abteilungen des Museums zu verankern. Schließlich hatte die Ausstellung gezeigt, dass Ausstellungen von Schüler*innen in den Rundgang integriert werden können und machte Mut, in folgenden Projekten einige Schritte weiter zu gehen.

Zwei Jahre später waren viele weitere Schritte gegangen und dies wurde mit der zweiten von Schüler*innen kuratierten Ausstellung Lebewesen, die mal keine Menschen sind sichtbar. Sie wirkte deutlich weiter in die Abteilungen des Museums und seine Strukturen hinein. Entwickelt wurde diese Ausstellung mit einer fünften Klasse der Grunewald-Grundschule. Vergleichbar zu Loading… schafften die Schüler*innen einen ästhetischen und thematischen Kontrapunkt zu den klassischen Ausstellungen des Bode-Museums. Sie entschieden sich, ein für sie relevantes Thema in den Mittelpunkt zu stellen: Artensterben, Tierschutz und Klimawandel. Die Exponate, die sie aus den Depots auswählten, waren Tierdarstellungen aus unterschiedlichen Epochen. Platziert wurden die Objekte auf unterschiedlich hohen Sockeln, um es auch kleineren Personen zu ermöglichen, die Skulpturen auf Augenhöhe wahrzunehmen. Farblich entschieden sie sich für kräftige, leuchtende Farben im Gegensatz zur farblich zurückhaltenden Raumgestaltung des Bode-Museums. Ähnlich wie auch schon bei Loading… installierten sie Lautsprecher, aus denen in dieser Ausstellung jedoch Tier- und Naturgeräusche zu hören waren. Begleitet wurde das Projekt von zwei Kunstvermittler*innen – Renée und Thomas Rapedius – sowie punktuell Architekt*innen und eine Grafikdesignerin, die die Entwürfe und Vorstellungen der Kinder zur Umsetzung brachten.

Anders als bei dem Projekt Loading…, für das noch Reproduktionen von Kunstwerken für die Schüler*innenausstellung angefertigt wurden, war es für das neue Projekt gesetztes Ziel, mit Originalen aus den Sammlungen des Bode-Museums zu arbeiten. Depots, die normalerweise für Besucher*innen unsichtbar sind, wurden für die Kinder zugänglich gemacht – ein besonderes, exklusives Erlebnis, das einige der Schüler*innen als den „schönsten Moment“ im Projekt beschrieben. Die Arbeit mit den Originalen erforderte eine starke Involvierung sowohl einiger Kurator*innen, vor allem aber der Restaurierungsabteilung. So begleitete der Restaurator Klaus Leukers das Projekt von Anfang an und wurde wichtiger Akteur und Ermöglicher einer Ausstellung, die wie bereits Loading… stark auf die Teilhabe der Schüler*innen setzte.

Neben der Arbeit mit den Originalen und der damit verbundenen Arbeit über die Abteilungsgrenzen hinweg, wurde die Ausstellung auf der Webseite gleichwertig wie die anderen Wechselausstellungen angekündigt.

Auch an der Außenfassade des Museums wurde auf einem Banner für die Ausstellung geworben. Damit wurde ein auf Teilhabe basierendes Projekt zu einem Projekt, das die Abteilungsgrenzen überschritt. Es wurde in einer Praxisgemeinschaft zwischen Akteur*innen aus der Vermittlungs- und der Restaurierungsabteilung sowie in Ansätzen der Kommunikationsabteilung zusammengearbeitet. Kurator*innen des Hauses, die den Projekten von lab.Bode häufig kritisch gegenüber standen, fanden großen Gefallen an der Ausstellung und plädierten für eine Verlängerung der Laufzeit. Lebewesen, die mal keine Menschen sind, die Arbeit mit originalen Kunstwerken und die große Sichtbarkeit als Sonderausstellung des Museums wäre zu Beginn von lab.Bode nicht möglich gewesen. Weder besaßen wir als Team von lab.Bode den Mut, so weit in das Museum hineinzuwirken und beispielsweise die Arbeit mit Originalen einzufordern, noch waren Beziehungen gewachsen, die auf genug Vertrauen basierten, dies zu realisieren.

Mit Programmende 2021 wurde einer der drei lab.Bode-Vermittlungsräume im Ausstellungsrundgang als Sonderausstellungsraum umgewidmet, in dem auch Kooperationen zwischen der kuratorischen und der Vermittlungsabteilung stattfinden können. Es bleibt zu hoffen, dass die Ausstellungen von lab.Bode den Möglichkeitsraum für Zusammenarbeiten und ihre Qualitäten erweitert haben und weitere Ausstellungen, in denen Teilhabe im Zentrum steht, dort anschließen, wo lab.Bode aufgehört hat.

 

12. Klasse, Leistungskurs Kunst, Barnim-Gymnasium

„loading…“ – Die Publikation

12. Klasse, Leistungskurs Kunst, Barnim-Gymnasium

Svenja Balzer, Isabell Boblest, Celina Bredereck, Jasmina Dieu Huong Doan, Antonia Eis, Annabell Grohmann, Luis Günther, Kim Le, Fabian Ngo, Long Nguyen Ngoc, Kieu Lan Thi Nguyen, Thao Vy Nguyen, Angelika Sebalo, Linh Dao Hoang Truc, Josephine Vogt, Dung Vu Thi

Projektdokumentation
Projektdokumentation „Loading…“

Wie entsteht eigentlich eine Ausstellung? Das Projekt „Loading…“ stellte unter dem Oberthema „Museum als System“ diese Frage ins Zentrum. Vom Ausstellungskonzept über den Titel, den Flyer, die Ausstellungsarchitektur sowie partizipative Aktionen bei der Vernissage – die Schüler*innen des Leistungskurs Kunst waren sowohl Künstler*innen als auch Kurator*innen und Organisator*innen ihrer eigenen Schau mit abschließender Publikation. Eigene skulpturale Arbeiten brachten sie mit ausgewählten Sammlungsobjekten der Skulpturensammlung im Bode-Museum in Dialog. Dazu bekamen sie Unterstützung von einer freien Kuratorin, vom Team des Museums, einer Fotografin, einer Videomacherin, einer Grafikerin und einem Ausstellungsarchitekten.

Die Schüler*innen stellten eigen gesetzte Fragen ins Zentrum: Wie stehen Kunstwerke mit ihrem Entstehungsprozess in Verbindung? Kann das Werk unabhängig von Idee, Konzept und Produktion verstanden werden? Bei „Loading…“ befragten die ausgestellten Arbeiten das „Museum als System“, welches Kunstobjekte oftmals außerhalb ihrer Entstehungskontexte zeigt. Künstlerische Ideenskizzen wurden ebenso präsentiert wie die Inspirationsobjekte für die entstandenen Arbeiten. Die Ausstellung wurde in den Rundgang des Museums integriert und stand für zwei Wochen allen Besucher*innen offen.

 

Objektbezug

Für dieses Projekt standen die Objekte aus den Sammlungen im Zentrum, die sich die Schüler*innen als Bezugspunkt für Dialoge mit eigenen skulpturalen Arbeiten aussuchten. Für die übergeordnete Fragestellung der Genese einer Ausstellung diente das kuratorische Prinzip der Sonderausstellung Unvergleichlich. Kunst aus Afrika im Bode-Museum als zusätzliche Referenz.

Formen der Zusammenarbeit

Den Anstoß für das Projekt gab die Lehrerin und ihre Frage, ob Objekte, die im Rahmen des Themenschwerpunktes „Skulptur“ im Unterricht entstanden waren, im Bode-Museum gezeigt werden könnten. Dieser Wunsch wurde bei der Konzeption berücksichtigt, indem das Museum beziehungsweise seine Sammlungsobjekte als Referenzen für die bildnerische Arbeit der Schüler*innen angelegt wurde. Die Schüler*innen wählten zu den eigenen skulpturalen Arbeiten aus dem Kunstunterricht Sammlungsobjekte aus, die sie in einem „Dialog“ inszenierten.

Während des Projekts gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen der freien Mitarbeiterin und der Lehrerin. Das Projekt fand teilweise unterrichtsbegleitend statt.

Unterrichtsbezug / Bezug zu kompetenzbezogenem Lernen

Das Projekt knüpfte an das Fach Kunst an, insbesondere an die im Rahmenlehrplan „4.4 Gestaltung und Präsentation im öffentlichen Kontext“ aufgeführten Themen „Printmedien, Ausstellungsgestaltung, Veranstaltungskonzept und Kampagne/Werbung“ (aus dem Rahmenlehrplan Kunst Sekundarstufe II – Berlin). Das Projekt fand in enger Abstimmung mit der Lehrerin und teilweise unterrichtsbegleitend statt. Die Schüler*innen lernten anhand einer eigenen Fragestellung den kuratorischen und künstlerischen Arbeitsprozess im Zusammenhang mit einer Ausstellung kennen. Dazu gehörte das eigenständige Recherchieren, Konzipieren, Entwerfen und Realisieren einer Ausstellung, Publikation und anderen Printmedien. Durch die selbstgewählte Fragestellung und projektbezogene Arbeit wurden sie dabei besonders in ihrem selbstständigen und selbstbestimmten Denken und Handeln gestärkt und entwickelten ein tiefgreifendes Verständnis der musealen Praxis des Ausstellens und Vermittelns.

Methodische Herangehensweise

Das Projekt verzahnte unterschiedliche Aspekte aus den Bereichen kuratorische Praxis, Raumplanung, Grafikdesign und künstlerisch-bildnerischer Praxis

Projektphasen

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Einführung in Fragen der kuratorischen Praxis, Überblick in verschiedene Ausstellungsformate

Termin: | Dauer: | Ort: Museum / Schule
Recherche in der Ausstellung im Museum, Anwendung der im ersten Themenblock besprochenen Fragen, Gespräch mit Kurator*in, Referenzobjekte in der Ausstellung recherchieren und dokumentieren

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Zuspitzung Konzept: Schüler*innen entscheiden sich für das Thema „Arbeitsprozesse“; Fragen, die behandelt werden: In welchem Kontext bewegen wir uns mit der Ausstellung? Welche Aussagen wollen wir mit der Ausstellung vermitteln? Wer ist das Publikum / für wen entwickeln wir die Ausstellung? Erarbeitung erster Konzepttext

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Besprechung und Beratung

Termin: | Dauer: | Ort: Museum
Dialogentwicklung mit den Sammlungsobjekten

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Einzelbesprechung / Beratung

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Einzelbesprechung / Beratung

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Mögliche Displays entwickeln: Wie kann das Sammlungsobjekt in den Raum übertragen werden?

Termin: | Dauer: | Ort: Museum
Raumstruktur entwickeln

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Gruppenarbeit: Ausstellung, Publikation, performatives Programm

Termin: | Dauer: | Ort: Museum
Schwerpunkt Ausstellungschoreografie: Finalisierung von Inhalten und Formaten

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Schwerpunkt performative Formate: Finalisierung von Inhalten und Formaten

Termin: | Dauer: | Ort: Schule
Schwerpunkt Publikation: Finalisierung von Inhalten und Formaten

Termin: | Dauer: | Ort: Museum
Aufbau

Termin: | Dauer: | Ort: Museum
Aufbau und Eröffnung

Sichtbarkeit/Künstlerische & praktische Arbeiten

Die abschließende Ausstellung war für zwei Wochen in den Vermittlungsräumen von lab.Bode („Plattform“ und „Freiraum“) für alle Besucher*innen des Bode-Museums öffentlich zugänglich. Außerdem gab es eine Eröffnung (mit circa 100 Gästen) sowie eine Publikation, die das Projekt und die Ausstellung begleitete.

Räume der Vermittlung / Projektsettings

Das Projekt nutze die „Plattform“ und den „Freiraum“ als Arbeitsraum und später als Präsentationsort für die Ausstellung. Die Räume sind von den Ausstellungsräumen öffentlich zugänglich und befinden sich in direkter Nachbarschaft mit den Objekten.

Mehr Informationen zu den Vermittlungsräumen von lab.Bode:

https://www.lab-bode.de/lab-bode/vermittlungsraeume/

Ressourcen: Technik und Verbrauchsmaterialien

Technik: Mehrere Beamer, Bildschirme, Lautsprecher und Audioabspielgeräte (Anzahl jeweils abhängig von Ideen der Schüler*innen), Sockel, eigens angefertigte Displays auf Grundlage der Entwürfe der Schüler*innen

Verbrauchsmaterial: Unterschiedliche Optionen für die Reproduktion von Kunstwerken (abhängig von Ideen der Schüler*innen)

Ressourcen: Honorare

1 freie Mitarbeiterin (Kurator*in), jeweils 40 Stunden Vorbereitung (inklusive Betreuung Produktion zusammen mit Museumsteam), 60 Stunden Durchführung (inklusive Betreuung Aufbau und Abbau), 16 Stunden Dokumentation und Aufarbeitung (inklusive Betreuung Publikation)

Zusätzlich: 1 Grafiker*in zur Unterstützung der Schüler*innen, 1 Fotograf*in (Reproduktion von Werken und Ausstellungsansichten), 1 Videomacher*in (Unterstützung der Schüler*innen bei Reproduktion und Anfertigung eigener Arbeiten), 1 Ausstellungsarchitekt*in (zur Umsetzung der Ausstellungsarchitektur zusammen mit Schüler*innen)

Projektkoordination (Wissenschaftliche Mitarbeiter*in lab.Bode:
Greta Hoheisel
Workshopleiter*innen (Freie Mitarbeiter*in):
Anja Lückenkemper
Projektzeitraum:
Januar – März 2018
Termine & Dauer:
15 Termine, begleitend zum Unterricht
Schule:
Barnim-Gymnasium
Klasse/Lehrkraft:
12. Klasse, Leistungskurs Kunst / Anne Dittrich
Gruppengröße:
16
Oberthema/Unterthema:
Museum als System / Inszenieren von Kunstwerken – wie macht man eine Ausstellung? Museum als BerufsfeldZugang: Spielen und Machen; Unterthema: Eigene Kunstwerke ausstellen
Autor*innen der Dokumentation:
Anja Lückenkemper, Greta Hoheisel