In der Schule erarbeiteten die Schüler*innen in Kleingruppen die Themen mithilfe des Themenfächers. Es kristallisierten sich die Schwerpunkte „anders/unterschiedlich sein“ und „Gerechtigkeit“ sowie die Unterthemen „Race/Class/Gender, Sexismus, Schönheitsideale, Gefühle, Herkunft, Traditionen, Religion und Familie“ heraus. Als Medium, mit dem die Schüler*innen die Themen künstlerisch bearbeiten wollten, bekamen Skulptur und Bauen beziehungsweise Zeichnen, Malen und Graffiti den meisten Zuspruch, so dass die Klasse in zwei Gruppen geteilt wurde, die sich die gesamte Projektwoche über den Themen durch unterschiedliche Zugänge näherten.
In der Projektwoche arbeiten die Schüler*innen im Werkraum des Bode-Museums und im Denkraum von lab.Bode. Im Museum selbst setzten sie sich neben der Dauerausstellung intensiv mit der Sonderausstellung Unvergleichlich – Kunst aus Afrika im Bode-Museum auseinander, in der Skulpturen aus Afrika einzelnen europäischen Skulpturen gegenübergestellt sind, um Zusammenhänge und Unterschiede zu beleuchten. Diese Gegenüberstellungen verweisen auch auf die gewählten Themen, welche die Schüler*innen sowohl praktisch als auch inhaltlich mit Aspekten ihrer persönlichen Lebenswelt verbunden haben.
In der praktischen Arbeit beschäftigen sich die Schüler*innen mit dem Museum als Ausstellungsort – wer stellt dort aus, wer wird dort repräsentiert – und gleichzeitig mit den Exponaten der Ausstellungen.
Objektbezug
Die Porträtbüsten und Skulpturen der Sonderausstellung Unvergleichlich – Kunst aus Afrika im Bode-Museum dienten den Schüler*innen der ersten Gruppe als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und der eigenen Lebenswelt. Sie fertigten anschließend Abformungen ihrer Gesichter oder Köpfe aus Gips an und stellten sie den ausgestellten Exponaten im Bode-Museum gegenüber. Sie begaben sich in die Nähe von inspirierenden Persönlichkeiten und Werken oder nahmen gezielt Raum in der Basilka ein, der unbespielt war und so eine starke Präsenz für ihre eigenen Porträts bot.
In der zweiten Gruppe untersuchten die Schüler*innen zeichnerisch vor allem Muster und Ornamente der ausgestellten Werke, um diese als Grundlage für ein großes Wandbild zu nutzen, das sie als Gruppe gemeinsam im Laufe der Woche gestalteten.
Formen der Zusammenarbeit
Die sehr engagierte museumsbeauftragen Lehrkraft Sandra Braun, mit der lab.Bode schon vorausgehende Projekte realisieren konnte, hatte großes Interesse, mit ihrer eigene Schulklasse – einer siebten Klasse mit Kulturprofil – ein Projekt durchzuführen. Frau Braun traf aus den Oberthemen des zwölfteiligen Themenfächers eine Vorauswahl: Identität, Rassismus & Diskriminierung, Werte. Mit der Methode der Strukturlegung und unter Nutzung der drei Themenfächer starteten wir die Projektideenfindung mit einem gemeinsamen Brainstorming mit der Klasse. Basierend auf den Interessen der Schüler*innen sowohl thematisch als auch künstlerisch-praktischen entwickelten dann Renée & Thomas Rapedius ein Konzept für ein Schulprojekt im Bode-Museum.
Unterrichtsbezug / Bezug zu kompetenzbezogenem Lernen
Das Projekt weist einen Unterrichtsbezug zu den Fächern Kunst, Ethik und Geschichte auf. Die Teilnehmer*innen schulten ihre haptische Wahrnehmung, konnten neue Methoden und neue Werkstoffe ausprobieren und erweiterten somit ihre künstlerische Ausdrucksfähigkeit und Kompetenz. Das komplexe Denken der Schüler*innen wurde nicht nur durch die Arbeit an dreidimensionalen Objekten gefördert, sondern auch indem sie ihre eigene Arbeit in Bezug zu anderen und zum Ausstellungsraum setzten. Praktische Ergebnisse konnten nur erzielt werden, indem die Schüler*innen sich gegenseitig halfen, was zur Förderung der Teamfähigkeit beitrug. Inhaltlich lernten die Schüler*innen über die Kunst Afrikas und dem Umgang der Europäer*innen mit afrikanischen Kunstwerken.
Methodische Herangehensweise
In dem Projekt wurde mit Methoden aus den Bereichen Kreatives Schreiben (Sprechblasen), Theaterpädagogik (Nachahmen von Posen) und der Bildenden Kunst (Skizzieren, Zeichnen, Collagieren, Malen, Abformen) gearbeitet.
Projektphasen
Termin: 18.5.2018 | Dauer: 1,5 Std. | Ort: Schule
Vorbereitungstreffen für Themenfindung
Termin: 6.6.2018 | Dauer: 1,5 Std. | Ort: Schule
Vorbereitungstreffen für Themenfindung
Termin: 25.6.2018 | Dauer: 4 Std. | Ort: Museum
Workshop
Termin: 26.6.2018 | Dauer: 4 Std. | Ort: Museum
Workshop
Termin: 27.6.2018 | Dauer: 4 Std. | Ort: Museum
Workshop
Termin: 28.6.2018 | Dauer: 4 Std. | Ort: Museum
Workshop
Termin: 29.6.2018 | Dauer: 4 Std. | Ort: Museum
Workshop
Sichtbarkeit/Künstlerische & praktische Arbeiten
Die entstandenen Skulpturen der ersten Gruppe – Porträtbüsten beziehungsweise Abgüsse der Köpfe der Schüler*innen – wurden in der Ausstellung für acht Wochen gleichwertig mit den vorhandenen Skulpturen im Bode-Museum auf Sockeln gezeigt. An den Sockeln waren Schilder mit dem Namen der Künstler*innen, Titeln und Kurztexten angebracht. Die Texte, die die Schüler*innen zu ihren Werken selbst verfasst hatten, sollten den Besucher*innen des Bode-Museums die Gedanken und Reflektionen der Schüler*innen nahebringen. Auf die Ausstellung der Werke der Schüler*innen wurde in der Basilika des Bode-Museums mit einem Aufsteller und Ausstellungstext aufmerksam gemacht.
Die zweite Gruppe gestaltete ein abstraktes Wandbild, welches Strukturen und Muster der Ausstellung Unvergleichlich – Kunst aus Afrika im Bode-Museum aufnahm und diese neu interpretierte. Das Wandbild wurde zusammen mit einzelnen Vorzeichnungen der Schüler*innen ebenfalls acht Wochen im lab.Bode Denkraum im Bode-Museum ausgestellt.
Räume der Vermittlung / Projektsettings
In der Projektwoche arbeiten die Schüler*innen in den Werkräumen des Bode-Museums und im Denkraum von lab.Bode. Die Werkräume sind gut ausgestattet, aber sehr empfindlich. Für ein Projekt, bei dem gebaut wird, wären unempfindlichere Werkräume wünschenswert. In der Schule wurde die Aula genutzt. Für die temporäre Ausstellung der Ergebnisse der Projektwoche wurden die Ausstellungsräume genutzt, in denen die Skulpturen der Schüler*innen auf Sockeln zu sehen waren.
Ressourcen: Technik und Verbrauchsmaterialien
Material Gruppe 1 – Porträtbüsten:
Technik: Bohrmaschinen mit Rührquirlen
Verbrauchsmaterial: Dicke Abdeckfolie für die Tische, Frischhaltefolie, Badekappen oder Duschhauben, große Mülltüten, Vaseline, Gipsbinden, große Schalen oder Wannen (5 Liter), Scheren, Alginat Algi-Pap Abformmasse, destilliertes Wasser, Küchenwaage, Schneebesen, Alabaster-Gips, Baueimer, Mörtelkästen, Modellierhölzer, Acrylfarben und Pinsel
Material Gruppe 2 – Wandbild:
Technik: Overhead-Projektoren, Verlängerungskabel, Verteilersteckdosen, Laptop, Kamera
Verbrauchsmaterial: Folien für Projektor, Kopierpapier, viele, große bunte Papierbögen, Transparenzpapier, Cutter, Scheren, Stahllineale, große Schneideunterlagen beziehungsweise Pappen, Pastellkreiden, Wachsmalstifte, Ölkreiden, Marker, Fineliner, Bleistifte, Buntstifte, Spitzer, Radiergummis, Acrylmarker, verschiedene Klebebänder (bunt und unterschiedlich breit), doppelseitiges Klebeband, Müllbeutel, Küchenrollen, Folien wie Bauplanen oder Malervlies, Malerkrepp, 3 Pappwabenplatten 200 x 300 cm, Hammer, Nägel, Tacker, Tackernadeln
Ressourcen: Honorare
2 freie Mitarbeiter*innen (Künstler*in und Vermittler*in) jeweils 30h Vorbereitung (inklusive partizipative Themenfindung in der Schule) und 22 Stunden Durchführung der Workshoptage. Zusätzlich eine Bildhauerin für die Unterstützung der Schüler*innen bei den Abformungen ihrer Köpfe mit 15 Stunden Vorbereitung (inklusive Materialzusammenstellung und technische Vorbereitung der Abformwerkstatt) und 22 Stunden Workshopdurchführung. Für die Gruppe, die das Wandbild gestaltete, wurde mit drei Streetart-Künstler*innen vom Klub7 Kollektive gearbeitet, die jeweils für 15 Stunden Vorbereitung und 22 Stunden Workshopdurchführung honoriert wurden.